Dokumentation der Reparaturabläufe einer umfassenden Flügel Generalüberholung.
Für die Reparatur des gerissenen Resonanzbodens wird das Instrument schonend untertrocknet. Dabei wird der Boden von unten hochgekeilt, um Resonanzbodenwölbung zu erzielen. Der alte Lack wird entfernt und die Risse werden vergrößert. Besonders elastische und schwingungsfreudige Fichtenspäne aus dem italienischen Fleimstal (Stradivari-Tonholz) werden eingeleimt. Nach Trocknung werden die Keile entfernt, die Wölbung bleibt und der Boden steht wieder unter Spannung. Anschließend werden die Späne abgestochen, der Boden wird geschliffen und für die Lackierung vorbereitet.
Der gerissene Diskantsteg wird mit einem neuen Hartholz-Doppel und mit neuen Stiften versehen. Ein richtig oder falsch eingestellter Stegdruck kann das klangliche Ergebnis enorm steigern – oder auch schmälern!
Die optimalen Saiten- und Anschlagslängen im Diskant werden mit der PIANOVUM Software EasyMens neu berechnet.
Die Gussplattenlackierung wird abgebeizt und die Platte gespachtelt und geschliffen. Vor der Neulackierung wird die Kapodastersilie geschliffen und poliert, Anhangstifte werden gereinigt und zum Schutz mit Schrumpfschläuchen versehen. Es folgt ein mehrstufiger Lackaufbau der Gussplatte: Metallgrundierung (Primer), mehrfaches Füllern mit Zwischenschliff, ggf. Bronzierung und anschließende Decklackierung.
Agraffen und Messingstäbe werden poliert und eingesetzt.
Risse im Stimmstock führen zwangsläufig zur kompletten Reproduktion oder zum Einsatz von so genannten Schichtholz-Inlays. In jedem Fall müssen die Bohrlöcher mit Schablonen dokumentiert werden, um später die richtigen Wirbelpositionen zu finden. Danach werden die Wirbelfelder ausgefräst und durch formschlüssige Einlagen ersetzt. Ein schmückendes Deckfurnier bietet sich bei offenen Wirbelfeldern an.
Die Bohrungen werden in einem 7°-Winkel an einer stationären Bohrmaschine vorgenommen – wichtig für gleichmäßiges Wirbelverhalten/Drehmoment. Abschließend werden neue Saiten und Stimmwirbel eingesetzt.
Die Mechanik wird bei Bedarf ersetzt oder in Teilen erneuert. Die Hebel- und Übersetzungsverhältnisse werden überprüft und wenn nötig optimiert. Ziel ist eine möglichst direkte Kraftübertragung und die Minimierung von Reibung in der Mechanik.
Der Bedarf an Neuteilen ist bei jeder Überholung unterschiedlich, nicht immer muss die Mechanik wie in diesem Beispiel komplett ersetzt werden. Oftmals reicht der Austausch von Verschleissteilen wie Hammerköpfe, Röllchen, Tastengarnierungen etc. In jedem Fall müssen alle Teile geprüft und bei Bedarf überarbeitet werden.
Nach dem Einbau der neuen Mechanik, neuen Dämpfern und einer neuen Klaviatur folgt die Regulation und das sorgfältige Ausbleien der Klaviatur zur Gewährleistung eines gleichmäßigen Spielgewichts. Abschließend wird das Instrument gestimmt und intoniert. Das Klavier beginnt ein neues Leben.
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